Die Erfolgsgeschichte der OPO Oeschger AG dauert seit fast einem Jahrhundert an. 50 Jahre davon standen bzw. stehen Peter Oeschger und Patrick Oeschger an der Spitze des Familienunternehmens – in zweiter und dritter Generation. Ein Gespräch zwischen Vater und Sohn über den stetigen Wandel, die Digitalisierung und Logistik, aber auch über Menschen und wesentliche Dinge, die sich vermutlich nie ändern werden.
Peter und Patrick Oeschger, beginnen wir das Interview mit privaten oder geschäftlichen Fragen?
Peter: Das macht keinen Unterschied, wir versuchen das schon gar nicht zu trennen.
Patrick: Schon seit meiner Kindheit ist die OPO ein Teil unserer Familie, also quasi ein Familienmitglied. Und das ist auch gut so.
Wie wirkt sich das aus, wenn die OPO auch beim Abendessen mit am Familientisch sitzt?
Peter: Ich kenne das nicht anders, ich bin ja auch schon in zweiter Generation mit dabei. Doch eigentlich beeinflussten diese Gespräche uns mehr, als man meinen könnte. Und da haben Patrick und ich unbewusst viel mitbekommen.
Wie meinst du das?
Peter: Wir haben unsere OPO immer auf der Basis von Werten geführt. Immer langfristig.
Patrick: Das stimmt. Wie in einer Familie geht es auch in der Unternehmensführung um gemeinsame Werte, Respekt, Umgang auf Augenhöhe und das langfristige Gelingen. Das hat mich als Jugendlicher geprägt und das lebe ich auch in unserem Unternehmen so weiter.
Diese enge Verbundenheit ist eine grosse Stärke von Familienunternehmen, gleichzeitig aber auch oft ein Grund für Probleme und Unstimmigkeiten untereinander.
Peter: Gröbere Unstimmigkeiten hatten wir Gott sei Dank in all den Jahrzehnten nie – unterschiedliche Meinungen natürlich schon. Ich glaube, das liegt vor allem an der Art, wie wir uns organisiert haben und am immer sehr offenen Dialog über Erwartungen und Befindlichkeiten.
Patrick: Auch in der Familie gibt es klare Vereinbarungen, die vieles regeln. Dazu kommen ein sehr grosses gegenseitiges Vertrauen und gemeinsame Ansichten darüber, wie wir das Unternehmen langfristig entwickeln wollen. Und vor allem: Gemeinsame Freude am Unternehmertum, an der stetigen Weiterentwicklung mit dem Fokus auf Kundinnen und Kunden, Mitarbeitende und die Unternehmenskultur.
Peter: So war das schon in der ersten Generation, als die Firma noch in Besitz meines Onkels Paul und meines Vaters Max war und nach und nach je ein Sohn und ein Schwiegersohn eintraten.
Peter, du warst der Jüngste und hast die OPO-Anteile gekauft, bis die Firma schliesslich dir allein gehörte.
Peter: Es war in unseren langjährigen Verträgen vorgegeben, dass bei einem Austritt die verbleibenden Aktionäre die Anteile zu gleichen Teilen zurückkaufen konnten. Das hat Ungleichgewichte verhindert. Schliesslich blieben nur noch mein Schwager und ich zu gleichen Teilen als Inhaber. Er hat mir seine Anteile 1991 verkauft. Das war für mich ein ganz spezieller Moment.
Du hast zwei Söhne, Patrick und Daniel. Nur Patrick ist bei OPO aktiv.
Peter: Auch das ist Teil der Geschichte unseres Familienunternehmens. Niemand wurde gezwungen, in die Fusstapfen der vorherigen Generation zu treten. Beide Söhne hätten die Voraussetzungen für einen Einstieg ins Unternehmen erfüllt und bei Patrick hat
es schliesslich gepasst. Sogar schon recht früh.
Patrick: Ja, nachdem ich bereits mit 15 Jahren erkennen musste, dass es mit meiner Tenniskarriere wohl nichts werden wird, sah ich meinen Weg im Familienunternehmen. Ich hatte von Anfang an grosse Lust, operativ in die Firma einzusteigen und mich einzubringen. Die grosse Leidenschaft meines Bruders war immer der Eventbereich. Daniel ist heute mit seinem eigenen Unternehmen in diesem Bereich erfolgreich unterwegs, bleibt mir aber als wertvoller Gesprächspartner und Aktionär erhalten.
Peter: Die beiden sind sicher sehr glücklich mit dieser Entscheidung.
Patrick: Absolut!
So war es klar, dass du die Führung der OPO an Patrick übergibst.
Peter: Für mich war eine familieninterne Nachfolge immer das Grösste – aber nie zwingend. Können und Wollen waren klare Voraussetzungen.
Glücklicherweise hat beides gepasst und ich habe Freude zu sehen, wie sich das Unternehmen weiterentwickeln konnte. Und dann muss man auch noch loslassen können …
Also verlief die Stabübergabe einfach und reibungslos?
Peter: Genau. Ein paar Tränen der Emotionen sind schon geflossen.
Patrick: Eine solche Übergabe bringt für alle Beteiligten ganz viele Emotionen mit sich – darüber könnte ich viel erzählen. Mein Vater übergab mir 2006 kurz vor seinem sechzigsten Geburtstag die Firma. Absolut konsequent. Er mischte sich nicht mehr ein. An meinem ersten Arbeitstag in dieser neuen Situation dachte ich mir: Oh Mann, du sitzt am Steuer und hast die Einfahrt zur Autobahn gewählt, die so schnell keine Ausfahrt mehr hat!
Allein am Steuer?
Patrick: Nein, natürlich nicht. Das war mein erster Gedanke, der dann auch sofort wieder verflogen ist. Ich führe die Firma ja nicht alleine, sondern teamorientiert. Ich bin Teil einer sehr kompetenten Geschäftsleitung und eines tollen Führungsteams mit loyalen und uns langfristig verbundenen Menschen. Ich habe auch die wertvolle Unterstützung eines professionellen externen Verwaltungsrats. Ganz wichtig sind zudem unsere über 200 Mitarbeitenden, die jeden Tag ihr Bestes geben. So gesehen arbeiten alle Mitarbeitende an der Weiterentwicklung der OPO.
Der Umgang mit den Mitarbeitenden ist sehr wichtig bei OPO.
Patrick: Das ist das, was ich meinte, als ich von den Werten der Familie sprach. Wir begegnen allen Mitarbeitenden auf Augenhöhe, kennen alle mit Namen, auch wenn das bei unserer Grösse mittlerweile zur Herausforderung wird. Unsere Mitarbeitenden waren immer schon die Basis für den Erfolg.
Ihr habt im Jahr 2017 den Swiss Arbeitgeber Award gewonnen.
Patrick: Das war sicher einer der bisherigen Höhepunkte in meiner Zeit in der Firma und ein schönes Zeichen dafür, dass unsere Unternehmenskultur geschätzt wird.
Worauf bist du sonst noch besonders stolz?
Patrick: Wir haben uns vor etwas mehr als 5 Jahren in unserer «Strategie 2020» eine Reihe von hohen Zielen gesetzt; diese haben wir fast alle erreicht. Darunter der Einstieg in neue Marktsegmente, Logistikerweiterungen, eine höhere Prozesseffizienz, einen neuen Webshop und einiges mehr.
Stichwort Webshop und Digitalisierung. Ein Fokus von der OPO Oeschger AG?
Patrick: Wir haben die Digitalisierung in den letzten Jahren stark vorangetrieben und können so aus einem Lager von 60’000 Artikeln pro Jahr über 300’000 Kundenaufträge abwickeln. Das ist eine unserer grossen Stärken. Auch die Zusammenarbeit nach innen und aussen ist heute absolut zeitgemäss.
Peter: Das ist allerdings nichts Neues. Wir hatten in den 70er Jahren schon die ersten Computer, da waren andere noch mit Karteikarten unterwegs. Und bereits 10 Jahre bevor das Web entstand, hatten wir mit OPO-Direkt einen ersten «Onlineshop». Die Softwareinstallationen habe ich bei fast 600 Kunden zum grossen Teil noch persönlich durchgeführt. Das sind schöne Erinnerungen. Die Schreiner gehörten zu den Ersten, die elektronisch an einen Hauptlieferanten angebunden wurden.
Patrick: Da hat mein Vater absolut recht, die Digitalisierung und der stetige Fortschritt liegen in unserer Firmen-DNA, kein Zweifel!
Die Firmenentwicklung geht also digital in die Zukunft?
Patrick: Ja, klar. Aber trotz der Digitalisierung steht auch weiterhin der Mensch im Zentrum unseres Handelns.
Bei so viel Engagement, wie verbringt ihr eure freie Zeit? Wie tankt ihr auf?
Peter: Mit Familie und Freunden. Das ist seit einiger Zeit durch die coronabedingten Kontaktbeschränkungen reduziert. Meine grosse Leidenschaft ist das Golfen, wann immer es möglich ist. Im Winter bleibt mir jetzt etwas mehr Zeit für mein weiteres Hobby, das Holzschnitzen. Das mache ich nur für mich selbst und für wenige Freunde. Aktuell bin ich an einer Skulptur mit fünf Handzeichen. Sehr anspruchsvoll, sehr faszinierend! Ich liebe den Geruch des Holzes. Da werden Kindheitserinnerungen an die Schreinerwerkstatt meines Grossvaters Fermo Noseda in Vacallo im Tessin wach.
Patrick: Auch für mich ist die Zeit mit meiner Familie und Freunden bei einem guten Essen und einem schönen Glas Wein das Wichtigste. Und ab und zu eine Runde Golf oder ein Wochenende in den Bergen, um den Kopf frei zu bekommen.
Peter, Patrick, danke für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.
Zu den Personen
Peter Oeschger, Jahrgang 1946
1968 startete Peter Oeschger seine Karriere bei OPO und wurde drei Jahre später in die Geschäftsleitung aufgenommen. 1991 übernahm er alle Aktien. Bis 2006 führte er – in zweiter Generation – das Unternehmen als Inhaber und war bis 2015 Präsident des Verwaltungsrates. 2016 setzte er die finanzielle Nachfolge um und übergab seinen Söhnen die Aktien des Unternehmens. Stets mit OPO verbunden organisiert er jeweils den traditionellen alljährlichen Pensioniertenausflug und ist stolzer Grossvater von fünf Enkelkindern.
Patrick Oeschger, Jahrgang 1971
Patrick Oeschger trat 1998 in dritter Generation als Mitglied der Geschäftsleitung ins Unternehmen ein. Zum 80-jährigen Firmenjubiläum 2006 übernahm er von seinem Vater Peter Oeschger die CEO-Funktion, beziehungsweise die Gesamtführung und wurde 2016 zusammen mit seinem Bruder Daniel Inhaber der OPO Oeschger AG. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von 12 und 15 Jahren.