Spezialanfertigungen erfordern Hingabe und Flexibilität. Nicht nur von den Handwerkern, sondern auch von Lieferanten wie OPO Oeschger. Dies zeigt der Besuch in der Schreinerei «Tésaury Pierre & Fils» in Oron-la-Ville im Kanton Waadt.

Tésaury Pierre & Fils
«Unser bester Showroom ist unsere Werkstatt», mit diesen Worten lädt Sébastien Tésaury seine Besucherinnen und Besucher dazu ein, den Hauptsitz von Tésaury Pierre & Fils zu betreten. Doch wozu auch ein herkömmlicher Showroom? Bereits beim Eintritt ins Gebäude wird klar: Das Ensemble ist ein einziger grosser Showroom. Die unterste Etage des ursprünglichen Wohnhauses von Pierre Tésaury ist sichtbar in mehreren Etappen um- und angebaut worden. Die ehemaligen Wohnräume im Erdgeschoss beherbergen jetzt mehrere freundliche Räume, in denen man gemütlich sitzen, in Katalogen blättern, Muster prüfen und sich austauschen kann. Das ehemalige Treppenhaus wurde zugemauert – nur die untersten Stufen der alten Holztreppe sind noch sichtbar, obwohl sie nirgends mehr hinführen. Dass die Stufen erhalten und auf diese Art und Weise in Szene gesetzt wurden, ist verständlich; sind sie doch wunderschön: Aus Massivholz, mit Gebrauchsspuren und Charakter – ein echtes Showroom-Stück. Und warum das Treppenhaus zwar abgetrennt, bei der Renovation aber stehengelassen wurde, erklärt Sébastien Tésaury so: «Wer weiss, welche Änderungen dieses Haus in Zukunft erfahren wird? Die Zeiten ändern sich – und man muss sich mit ihnen verändern.» Damit scheint der Patron sein Lebensmotto ausgedrückt zu haben, denn es wird in dieser oder anderer Form mehrmals wiederkehren in unserem Gespräch.
Seit 1933, als Pierre Tésaury die Schreinerei gründete, wurden dem Haus mehrere Räume angefügt: Werkstätten, Lager, Ateliers. Ganz hinten, wo Werkstücke veredelt, lackiert oder auch mal eingefärbt werden, wandert der Blick auf eine steil abfallende Wiese, auf der gerade Tausende von Löwenzahnblumen blühen. Platz für einen weiteren Anbau wäre da noch, am Rand von Oron-la-Ville. Sébastien Tésaury vertritt die dritte Generation und damit vielleicht die letzte der Tésaurys, hat er doch zwei Töchter, die keinerlei Neigung fürs Geschäft zeigen. «Bisher.» Der Firmenchef ist da entspannt. Er selbst sei auch nie geschubst oder gar gestossen worden, sondern durfte einfach hineinwachsen ins Geschäft.
Es existiere das Gerücht – «Mythos oder Wahrheit?», fragt Tésaury verschmitzt – dass Paul Oeschger jeweils in diesem Haus übernachtete, wenn er seine Kundschaft in der Region besuchte. Paul und Pierre hätten sich gut gekannt und eine Zusammenarbeit aufgebaut, die manchmal auch über das Berufliche hinausging. Tésaury Pierre & Fils bedient Kunden im gesamten Léman-Bogen, mehrheitlich zwischen Lausanne und Vevey, daneben auch einige in Genf und im Ausland. Natürlich stelle sich hin und wieder die Frage, ob es nicht besser wäre, näher bei den Kunden zu sein. In einer Industriezone, die mehr Platz bietet und lange Arbeitswege überflüssig macht. Aber dann werde die Idee doch wieder verworfen. Zu sehr ist das Unternehmen hier verwurzelt. Tésaury Pierre & Fils mit seinen 16 Mitarbeitenden spezialisiert sich auf Innenausbau und Kunstschreinerei und fertigt hauptsächlich Spezialanfertigungen für Unternehmen und Private. Mühelos zählt Tésaury berühmte Kunden auf: «Yul Brynner, Audrey Hepburn, Charlie Chaplin …» – Menschen, die diese grandiose Landschaft geniessen, die durch den Blick aus dem Wohnzimmerfenster Postkartensujets bietet: Wiesen und Rebberge vor einer majestätisch aufragenden Alpenkulisse.
Tésaury Pierre & Fils
Tésaury Pierre & Fils
Tésaury Pierre & Fils

Spezielle Aktionen für spezielle Kundenwünsche

In der Werkstatt sind zwei junge Mitarbeitende gerade dabei, ein neues Gerät zu testen, das Furnierstreifen an Kurven anbringt. «Schau – schon geliefert!» zeigt Tésaury Nicolas Grimm. Der Verkaufsberater ist heute eigens aus der OPO Oeschger-Filiale in Crissier hergereist. «OPO Oeschger liefert alles – nicht nur Beschläge, auch Maschinen, Kleidung…» freut sich Tésaury. Grimm präzisiert nach einem Blick in seinen Laptop, dass Beschläge für Möbel und Türen besonders gefragt sind. «Wir sind seit 1933 ununterbrochen Kunden, weil OPO Oeschger gute Laune mitliefert», betont Tésaury. Gute Laune in Form von Zuverlässigkeit, in Form von Lösungen für komplexe Herausforderungen, in Form von Ansprechbarkeit. Und die Zusammenarbeit halte deshalb seit langer Zeit, weil der Lieferant sich mitentwickelt hat: «Weil sie die ersten waren, die einen Webshop hatten. Weil sie die ersten sind, die Lieferung von heute auf morgen ankündigten – und auch einhalten!» 75 Prozent der Bestellungen wickeln seine Mitarbeitenden übers Internet ab. Den Rest bestellen sie persönlich bei Nicolas Grimm, der alle zwei Wochen die Werkstatt besucht, um Neuheiten zu zeigen oder auf Aktionen aufmerksam zu machen. Als gelernter Schreiner hält sich Grimm immer noch gerne in Ateliers auf, um zu sehen und zu verstehen was dort gerade ansteht. «Jeder Auftrag ist anders, das macht es für mich so spannend.» Und weil jeder Auftrag speziell ist, werden manchmal spezielle Formen der Zusammenarbeit entwickelt. Sébastien Tésaury erkannte etwa, dass neue elektronische Türschliesssysteme erklärungsbedürftig waren: «Material und Elektronik sind sehr komplex!» Darauf organisierten OPO Oeschger und Tésaury einen Kundenanlass in der Werkstatt, um Architekten und Lieferanten ins Gespräch zu bringen. «Diese Flexibilität und das Entgegenkommen von OPO Oeschger schätzen wir sehr – und offenbar tun das auch auch unsere Partner», freut sich Tésaury.

Sich in schwierigen Zeiten höchsten Ansprüchen anpassen – immer aufs Neue

Erkennen die Kunden die Qualität, die in einer Spezialanfertigung steckt? «Ja», bestätigt Tésaury. Vor allem dann, wenn es ihm gelinge, sie in die Werkstatt einzuladen. «Wenn sie die Ateliers sehen, wenn wir ihnen erklären und zeigen können, wie wir arbeiten, wie viele Arbeitsschritte in einem Werkstück stecken und mit wie viel Sorgfalt die Mitarbeitenden damit umgehen – dann ja.» Dann steige auch die Bereitschaft, für Qualität etwas mehr zu bezahlen. «Wenn sie die Geschichte sehen, die in diesem Unternehmen steckt.» Aber ein Heimatmuseum sei die Werkstatt nicht, selbst wenn in der einen oder anderen Ecke eine Maschine steht, die längst durch ein moderneres Exemplar ersetzt wurde. Hier ist es wieder, das Motto: «Nur was sich verändert, bleibt bestehen.»

Tésaury Pierre & Fils
Doch Veränderung ist nicht immer leicht. Welche Entwicklungen soll man mitvollziehen, welche auslassen? «Wer sich mit aktuellen Aufträgen abstrampelt, findet kaum Zeit, sich um die langfristigen Fragen zu kümmern.» Doch genau diese seien wichtig – auch wenn die Gegenwart stärker drücke. Momentan machten Schreinereien wie seiner vor allem die Engpässe bei den Rohmaterialien zu schaffen, erklärt Tésaury. «Damit sind wir nicht die einzigen. Aber ich denke, es ist ein Unterschied, ob IKEA sagt ‘wir brauchen unsere Panele’ oder ob es ein Tésaury sagt. Die Kleinen haben es nicht leicht im Moment.» Immerhin sei nach dem Totalstillstand auf einigen Baustellen im Dezember wieder ein Anstieg der Nachfrage spürbar. Grimm stimmt zu. Auch seinen Lieferanten mache die Beschaffung der Rohmaterialien Mühe – und damit «die Frage, ob in der versprochenen Zeit geliefert werden kann.» Dies, obwohl 50 Prozent der Produkte aus der Schweiz stammen und nur ein kleiner Teil ausserhalb von Europa. Tésaury zählt weitere Sorgen auf – Preisanstieg bei den Rohmaterialien, Preisdruck bei den Produkten und stagnierende Löhne. Sein Erfolgsrezept dagegen: «Wir bemühen uns, neue Geschäftsfelder zu eröffnen.» An Träumen und Ideen mangelt es nicht. Dies beweist Tésaury Pierre & Fils in der einzigartigen Showroom-Werkstatt eindrücklich.
Tesaury

Tésaury Pierre & Fils

Seit seiner Gründung im Jahr 1933 hat sich der ursprüngliche Handwerksbetrieb zur modernen Organisation entwickelt, die Innen- und Aussenbauarbeiten sowie Spezialwünsche für einen anspruchsvollen Kundenkreis ausführt. Das waadtländer Familienunternehmen verbindet innovatives Design mit traditioneller Handwerkskunst und wird von Sébastien Tesaury in dritter Generation geleitet.

Website: www.tesaury.ch